Der Schwerpunkt meines Promotionsprojekts und auch meiner andauernden Forschungsarbeiten liegt auf dem Gebiet der algorithmischen Interpretation pronominaler Ausdrücke in natürlichsprachigen Texten, der sog. Anaphernresolution.
Was ist unter Anaphernresolution zu verstehen und warum ist sie für eine inhaltsorientierte Textanalyse von zentraler Bedeutung? Diese beiden Fragen lassen sich am besten mit Blick auf ein elementares Beispiel beantworten:
Peter Behrens war ein Architekt und Designer von Weltrang. U.a. errichtete er das Verwaltungsgebäude der Farbwerke Hoechst AG in Frankfurt-Höchst.
Unverzichtbare Grundlage für die Erschließung des Inhalts des zweiten Satzes ist die Interpretation des hervorgehobenen Personalpronomens er, d.h. die Zuordnung zum sprachlichen Antezedens Peter Behrens, der dasselbe Redeobjekt spezifiziert. Ohne diese Interpretationsleistung bliebe unklar, wer derjenige ist, der das Verwaltungsgebäude der Farbwerke Hoechst AG errichtete.
In erster Näherung lassen sich Anaphern als sprachliche Ausdrücke definieren, die inhaltliche Entitäten wiederaufgreifen, die bereits an anderer Stelle im Text erwähnt wurden. Aus der Sicht einer anwendungsorientierten Textinhaltsanalyse stellen pronominale Ausdrücke eine besonders wichtige Teilklasse anaphorischer Ausdrücke dar, da sie vermöge des extrem reduzierten Informationsgehalts ihrer lexikalischen Form besonders wenig inhaltliche Information beisteuern.
Das computerlinguistische Problem der Interpretation anaphorischer Ausdrücke ist bekanntermaßen schwierig, da es im allgemeinen auf einer semantischen und pragmatischen Tiefenanalyse des textuellen Kontexts basiert.